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Familiendigitalisierung Teil 1: Hintergründe

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In dieser dreiteiligen Artikelserie möchte ich meine Gedanken zum Umgang mit digitalen Medien in der Kindererziehung teilen und persönliche Empfehlungen weitergeben, auch im Hinblick auf den christlichen Glauben. Dafür beginne ich hier mit ein paar grundlegenden Erläuterungen.

Unnatürliche Umgebung

Eine Sache, die ich beim Lesen dreier Büchern über Naturvölker mitgenommen habe, ist, dass Kinder in einem natürlichen, artgerechten Umfeld keine extra Grenzen, Regeln oder Konsequenzen brauchen. Die Natur selbst sorgt dafür.

Doch leider leben wir in einer Kultur, die sich stark von der Natur entfremdet hat. Daher müssen wir immer wieder neu abwägen, wo wir uns noch auf menschliche Instinkte verlassen können, und wo Intervention nötig ist. Dies ist besonders heikel, da unsere gegenwärtige Wirtschaft und technologische Entwicklung nicht auf das Entfalten menschlichen Potenzials, sondern auf den Menschen als ausbeutbare Ware ausgerichtet ist. Daher gilt besondere Vorsicht, sobald Geld involviert ist, und umso mehr, wenn eine Dienstleistung, die etwas kosten sollte, für lau angeboten wird. Leider kann man da nicht mehr von Großzügigkeit ausgehen, sondern muss damit rechnen, versteckt zu bezahlen.

All diese Probleme fließen am direktesten über das Smartphone in unseren Alltag: Permanente Konsumverherrlichung, pseudo-kostenlose Dienste, manipulative Plattformen, die Menschen abhängig machen statt ihnen zu dienen.

Ein Anderer Weg

Doch es gibt eine klare Struktur, die Technologie dem Menschen unterordnet: Quelloffene Technik. Genauso wie ein geniales Rezept, das ein Koch mit ins Grab nimmt, bring eine proprietäre Software, bei der die Firma zugrunde geht, vielleicht einigen Menschen Wert, aber die Menschheit insgesamt nicht weiter. Eine quelloffene Software dagegen stirbt nicht, solange sie noch Nutzer hat. Jeder kann von ihr lernen, sie weiterentwickeln und sich inspirieren lassen.

Wie können wir diese Erkenntnisse nun praktisch einsetzen? Nun, als mehrfacher großer Bruder und Kinderfreund kann ich zwar keinesfalls in die Elternschaft reinreden, wohl aber meine Erfahrungen der eigenen, reglementierten Kindheit, der Arbeit als Technik-Guru der Familie und im Umgang mit Kindern teilen. Außerdem bin ich sicher, dass ich Kinder bekommen möchte, und zwar nicht in weiter Ferne. Daher werde ich in den folgenden Artikeln meine Idealvorstellungen erklären, wohlwissend, dass deren genaues Eintreffen unwahrscheinlich ist, auch wegen der rasanten Veränderungen in der Technik.

Doch bevor wir diese Aspekte im nächsten Teil konkret beleuchten, möchte ich noch auf einen entscheidenden Aspekt eingehen:

Vertrauen

Wenn Eltern eine Frage stellen ("Willst du nicht mal dein Zimmer aufräumen?") und die ehrliche Antwort des Kindes ("Nein") nicht akzeptiert wird ("Doch, du räumst jetzt dein Zimmer auf"), warum wurde dann eine Frage gestellt? Denn unter dieser falschen Höflichkeit leidet die Klarheit unserer Sprache, und viele Menschen fassen heute eine solche Frage noch als Erwachsene als Aufforderung auf (ein Aspekt, der für funktionierende Gewaltfreie Kommunikation erstmal aufgearbeitet werden muss). Außerdem lehrt dies das Kind, dass es nicht in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen, das seine Stimme nichts zählt. Das ruiniert das Selbstvertrauen und entmündigt es.

Ein guter Freund berichtet mir von vollem Erfolg bei seiner siebenjähren Tochter, indem er den entgegengesetzten Weg geht, den viele Eltern schon verworfen haben: Dem Kind tatsächlich volle Entscheidungsfreiheit zuzutrauen, und es die eigenen Konsequenzen spüren zu lassen. Wenn sie abends nicht ins Bett gehen wollte, erklärte er ihr, dass sie selbst die Verantwortung tragen würde, wenn sie nicht aus dem Bett käme und zu spät zur Schule sei. Es ist ihre Bildung und ihr Leben. Dazu die Furcht vor dem sozialen Stigma, wenn man zu spät in die Klasse kommt, und schon geht sie ganz von allein rechtzeitig ins Bett, ohne tägliche Diskussion. Weil sie versteht, dass es das Beste für sie ist.

Und genau so würde ich auch die Technologie bereitstellen: Ein geschützter Rahmen, in dem sich das Kind frei bewegen kann, ohne übermäßige Einschränkungen und Kontrollen. Denn sonst erlernt das Kind Unselbstständigkeit, und rutscht im Erwachsenwerden schnell in eine Sucht, da es nie verantwortungsvollen Umgang gelernt hat.


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